Der aus sieben Quellen gespeiste Klarwasserfluss Rio Xingú entspringt in den brasilianischen Steppen Serra do Roncador und
Serra Formosa im Bundesstaat Mato Grosso. Der pH-Wert liegt mit 6,5 im leicht sauren Bereich, die Leitfähigkeit bei ca.
25 µS/cm2.
Bei Altamira konnte ich eine Wassertemperatur von 33,5°C an der Wasseroberfläche messen, bei Vitoria do Xingú waren es dagegen
nur noch 27,5°Crenicichla Auf seinem ca. 1800 km langen Weg in den Amazonas nimmt der Xingú die großen Nebenflusse Rio
Fresco und Rio Iriri auf. Der Oberlauf des Xingú beherbergt eine endemische Fauna, die er allerdings teilweise mit dem Oberlauf
des Rio Araguaia teilt, denn einige der Quellflüsse des Araguaia gehörten früher zum Einzug des Xingú. In diesem Abschnitt des
Flusses lebt Crenicichla rosemariae, ein Vertreter der Crenicichla-lugubris-Gruppe, der in der
wissenschaftlichen Beschreibung in die Nähe von Crenicichla johanna gestellt wurde. Die vormals als
Crenicichla "snowwhite" bezeichnete
Art zeigt einen starken Sexualdimorphismus. Auf grünlichem Untergrund sind die Männchen übersäht mit roten Tüpfeln,
während die
Weibchen keinerlei Tüpfel aufweisen, dafür aber die Bauchregion kräftig orange präsentieren. Von der bisher noch nicht lebend
eingeführten Art, ist eine Mindestgröße von 35 cm zu erwarten. Die von Frank WARZEL benutzte Bezeichnung "Bachforellencreni"
beschreibt die Erscheinung dieses Fisches sehr gut.
Im Bereich von Sao Felix do Xingú fanden Uwe WERNER und Mitreisende Crenicichla phaiospilus und Crenicichla sp.
"Xingu III". Hierbei handelt es sich ebenfalls um zwei endemische Vertreter des Crenicichla-lugubris-Komplexes. Der
schwarze Crenicichla sp. "Xingu III" wird laut Aussagen von Fängern ausschließlich nachts geangelt. Sollten die Tiere
jedoch auch tagsüber auf Beutesuche gehen, so wäre ihre Färbung bei den teilweise schwarzen Felsformationen des Xingú eine
hervorragende Tarnung. Die rote Grundfarbe im Erwachsenenalter von Crenicichla phaiospilus deutet auf eine Lebensweise
als schneller wendiger Jäger hin. Jungtiere besitzen fünf Flecke auf grauem Untergrund. Sie mischen sich zum Beutefang unter
relativ harmlos erscheinende, ähnlich gefärbte Teleocichla-Arten. Auch diese beiden Arten erreichen eine Endgröße von
ca. 35 cm.
Im Bereich um Altamira kommen auch Vertreter von anderen Crenicichla-Gruppen vor. Zwar gibt es mit
Crenicichla johanna,
Crenicichla marmorata, Crenicichla percna, Crenicichla sp. aff. lugubris "Xingú II" und
Crenicichla sp. "Xingú I" noch Vertreter der Crenicichla-lugubris-Gruppe, aber auch aus der
Crenicichla-saxatilis- und der Crenicichla-wallacei-Gruppe konnten Tiere nachgewiesen werden. Aufgrund der
Scheckenzeichnung wird Crenicichla percna verbringt einen Großteil des Lebens als Lauerräuber. Im Aquarium lässt sich
das allerdings kaum beobachten. Crenicichla sp. "Xingu I" ist durch die Signalfarben gut sichtbar. Es kann sich nur um
einen wendigen Räuber handeln, der schneller als seine Beute schwimmt. Die kräftig orange Jungfischfärbung ist weithin gut
sichtbar. Ich beobachtete ein Weibchen, das mehr als zweihundert Jungfische in 6 cm Größe durch starke Strömung führte. Dort
scheint es wenig potenzielle Fressfeinde zu geben.
Crenicichla sp. aff. lugubris ist als Jungfisch extrem spitzköpfig und grau gefärbt. Erst erwachsene Tiere
erscheinen ansprechend rot. Jedoch beiweiten nicht so kräftig, wie bei Crenicichla sp. "Xingú I".
Crenicichla johanna ist die wohl am weitesten verbreiteste Art. Die Variante des Rio Xingú besitzt eine steingraue
Grundfärbung, jedoch färbt sich bei den Weibchen der Rückenflossensaum kräftig rot, so dass diese Art ein interessantes
Farbspiel präsentiert. Auch die Crenicichla-marmorata-Variante dieser weit verbreiteten Art aus dem Xingú ist mit einer
Reihe aus orange-roten Flecken im Rückenbereich eine wahre Augenweide. Die Weibchen zeigen einen leuchtend weißen Saum in
der Rückenflosse. Leider färben sich die Tiere erst mit mindestens 25 cm Größe um. Deshalb hat man als Aquarianer zwischen
der ansprechenden Jugendfärbung und der plakativen Erwachsenenfärbung eine Durststrecke von mindestens anderthalb Jahren zu
überbrücken. Mit 35 cm Endgröße werden auch diese fünf Arten sehr groß.
Sie bewohnen den Hauptfluss, der einen steinigen dunkel gefärbten Untergrund aufweist. Es gibt sowohl Geröllhalden mit
runden Findlingen, als auch schroffe pechschwarze zerklüftete Steinformationen. Hier finden die Hechtbuntbarsche
ausreichend Laichsubstrate. Mit Crenicichla sp. aff. urosema "Xingu" haben wir einen Crenicichla-Zwerg
in diesem Bereich des Flusses. Die Art bewohnt die strömungsarmen Buchten und kleinen Bäche der Region. Aufgrund ihres
kleinen Maules ernähren sich diese Fische offenbar von Insektenlarven und frisch geschlüpfter Jungbrut. Diese bis 12 cm
große Art hat zum Teil gelbliche Flossen und die Rückenflosse der Weibchen zeigt einen schwarzen Halbbogen, ein typisches
Merkmal für den Crenicichla-urosema-Komplex ist. Die Fische bilden ein breites dunkles Längsband von der
Schnauzenspitze bis zum Schwanzwurzelfleck aus. Im Rückenbereich erscheinen bei Erregung acht Querbinden.
Die mittelgroßen Vertreter der Crenicichla-saxatilis-Verwandtschaft sind in diesen Bereich mit zwei Arten
vertreten. Eine besitzt sowohl im männlichen als auch im weiblichen Geschlecht kaum Glanzflecken auf den Körperseiten.
Der Schulterfleck hat noch einige verwaschen sichtbare Ringmuster. Ich spreche diesen wahrscheinlich bis 22 cm großen
Fisch vorerst als Crenicichla sp. aff. lepidota "Xingu" an. Eine zweite Art, die etwas größer wird und
mindestens 25 cm in männlichen Geschlecht erreicht, ist deutlich attraktiver gefärbt. Das Männchen ist mit
Glanzschuppen überzogen, die auf dem grünlichen Untergrund stark hervortreten. Der Schulterfleck ist deutlich hell
eingerahmt. Selbst die Weibchen zeigen einige Glanzflecke. Der relativ große Schulterfleck ist zur Schnauze hin
eingekerbt. Die Kiemendeckel sind gelblich und der Bauch beginnt zur Laichzeit wie von innen heraus rosa zu leuchten.
Diese Art möchte ich als Crenicichla sp. aff. saxatilis "Xingú" bezeichnen. Sie bewohnt bevorzugt die Bäche
im Umkreis von Altamira (bisher konnte ich hier entweder Crenicichla sp. aff. lepidota oder Crenicichla
sp. aff. saxatilis nachweisen). Diese Arten kommen in kleinen Bächen, sogenannten Igarapes, vor. Bereits zwei
Stunden nach einem Regenschauer hat sich ihr Wasserspiegel deutlich angehoben und das Wasser eine lehmigtrübe
Grundfärbung angenommen.
Bei Vitoria do Xingú befindet man sich bereits im amazonischen Bereich des Rio Xingú. Etwa 60 km hinter den letzten
Barrieren (Stromschnelle Grande cachoeira) findet man hier überwiegend amazonische Arten. Von den bereits genannten
Hechtbuntbarschen haben es Crenicichla johanna, Crenicichla marmorata und Crenicichla sp. aff.
lugubris bis hierher geschafft. Crenicichla sp. aff. saxatilis scheint aber bereits einer
anderen Art anzugehören.
Ein typischer amazonischer Vertreter ist Crenicichla regani. Die Variante von hier trägt im weiblichen Geschlecht
nur einen Dorsalfleck. Kräftige Rotfärbung in der Rückenflosse, wie sie von anderen Standortvarianten bekannt ist,
sucht man hier vergeblich. Diese Art kommt in den Flachwasserzonen ohne Strömung häufig vor. Der Untergrund besteht aus
einem feinen hellen Sand ohne nennenswerte Häufungen von Steinen oder Totholz. Der bis an den Flusslauf heranreichende
Wald wird während der Regenzeit großflächig überflutet und bietet durch seine Struktur ausreichend Platz und Laichsubstrate.